48 Stunden in Brügge, im Zeichen der mittelalterlichen Romantik

2 Tage
Brügge
Bruges ©Pieter D'Hoop - www.pdsign.be

Brügge lässt sich nicht in ein paar Highlights zusammenfassen. Die inoffizielle Hauptstadt der Romantik ist ein absoluter Höhepunkt. Das gesamte Stadtzentrum gehört zum UNESCO-Kulturerbe. Man kommt dort aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Entdecke es mit eigenen Augen während dieser 48 Stunden in Brügge.

Tag 1

Wir beginnen unseren zweitägigen Aufenthalt in Brügge, wie es sich gehört, nämlich mit einem Spaziergang durch das märchenhafte Stadtzentrum. Gepflasterte Gassen schlängeln sich an jahrhundertealten Gebäuden vorbei. Das Netzwerk der kleinen Kanäle fließt entlang außergewöhnlich gut erhaltener historischer Stätten. Das authentische Straßenbild ist fast perfekt erhalten, sogar die Skyline ist noch intakt. Im Mittelalter war Brügge eines der wichtigsten Handelszentren Europas. Auch heute noch fühlt sich die Stadt wie eine Symphonie an: keine falschen Töne oder Dissonanzen, nur Harmonie.

 

UNESCO von Anfang bis Ende

Bruges ©Pieter D'Hoop - www.pdsign.be

Wir beginnen diesen einzigartigen Spaziergang auf dem Marktplatz. Dieser zentrale Platz ist seit Jahrhunderten das pulsierende Herz der Stadt. Genauso lange schon wird er vom Belfried geprägt, der mit seiner Höhe von 83 Metern buchstäblich einer der Höhepunkt Brügges ist. Haben Sie richtig Power in den Waden? Dann bezwingen Sie am besten die 366 Treppenstufen dieses Bauwerks. Die führen Sie entlang des Glockenspiels mit seinen 47 Glocken. Oben angekommen, werden Sie mit einem atemberaubenden Panorama über die Stadt belohnt. Möchten Sie sich danach eine Pause gönnen? Der Marktplatz ist der feste Standort der Kutscher und ihrer Pferde, die Sie gerne auf eine Tour zu allen Höhepunkten von Brügge mitnehmen.

Ansonsten können Sie natürlich auch munter weiter zu Fuß gehen. Entlang der gemütlichen Geschäfte in der Wollestraat geht es zum Dijver, einem Teil der Brügger Grachten. Diese Kanäle, die von historischen Bogenbrücken überspannt werden, prägen den Charakter der Stadt. Am Ende dieser gepflasterten Straße halten Sie am besten Ihr Smartphone bereit. Denn dort wartet die photo opportunity schlechthin auf Sie: der Rosenkranzkai. Einst wurden hier Rosenkränze verkauft, und heute ist dies einer der schönsten Orte der Stadt. Sommer oder Winter, ob im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung, der Rosenkranzkai strahlt immer Wärme und Romantik aus. Da ist eine ganze Wagenladung an Herzen auf Instagram schon vorprogrammiert.

Über den Huidenvettersplein, der an einen herrschaftlichen Innenhof erinnert, überqueren wir die malerische Blinder-Esel-Brücke, die uns auf den Burgplatz bringt. Dieser ist seit Jahrhunderten das Machtzentrum der Stadt. Der heutige Stadtrat von Brügge hat seinen Sitz immer noch im Rathaus aus dem 14. Jahrhundert. Der Gotische Saal mit seinem beeindruckenden Gewölbe und den Wandmalereien zur Geschichte der Stadt ist ein echter Blickfang. Dabei ist das längst nicht das einzige, was der Burgplatz zu bieten hat. Im Laufe der Jahrhunderte wurden mehrere majestätische Gebäude errichtet, jeweils im vorherrschenden architektonischen Stil ihrer Zeit. Ein Kurs in Architekturgeschichte, auf einem Platz zusammengefasst.

(Künstlerische) Heiligtümer

The Procession of the Holy Blood in Bruges

So viel zu unserem atemberaubenden Stadtrundgang mit zahlreichen Höhepunkten. Nach einem stärkenden Mittagessen können wir uns diese Highlights genauer ansehen. So auch beispielsweise die Heilig-Blut-Basilika. Dieses Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert ist eine der wenigen vollständig erhaltenen romanischen Kirchen in der Region. Sie war die Hauskapelle von Dietrich von Elsass, zu der Zeit Graf von Flandern. Der Überlieferung nach hat diese Basilika ihren Namen und ihren Ruhm ihm zu verdanken. Während des zweiten Kreuzzuges soll der Mann in Jerusalem ein besonderes Geschenk erhalten haben: ein Glasröhrchen mit dem Blut von Jesus. Diese Reliquie erhielt einen Platz in dieser Kapelle und spielt dort immer noch eine besondere Rolle. Jedes Jahr wird diese Reliquie während der Heilig-Blut-Prozession verehrt, die jedes Jahr an Christi Himmelfahrt durch die Stadt zieht. Den Rest des Jahres besuchen Sie den Schrein in der Basilika, wo Sie auch ein Museum finden. Das ist voll von wertvollen Kunstwerken, die mit dem Heiligen Blut in Verbindung stehen, wie zum Beispiel der silberne Große Schrein des Heiligen Blutes.

Nach dieser Pilgerstätte besuchen wir ein weiteres Stück religiöses Kulturerbe. Ein kurzer Spaziergang führt uns zur Sankt-Salvatorkathedrale, einem mittelalterlichen Bauwerk mit einem 79 Meter hohen romanisch-gotischen Turm. Die älteste Pfarrkirche von Brügge wurde 1834 zur Kathedrale ernannt und besitzt eine riesige Schatzkammer: eine historische Lettnerhalle mit Orgel, prächtige Brüsseler Wandteppiche und eine reiche Gemäldesammlung. Hier finden Sie unter anderem Perlen der Flämischen Primitiven Dirk Bouts und Hugo van der Goes.

Die Flämischen Primitiven (1)

Sint-Janshospitaal ©Sarah Bauwens

Die Flämischen Primitiven sind untrennbar mit Brügge verbunden. Schließlich war dies die Wiege dieser einflussreichen Kunstbewegung. Mehr darüber lernen Sie bei unserer nächsten Anlaufstelle, dem Sankt-Jans-Hospital. Dies ist eines der ältesten erhaltenen Krankenhausgebäude Europas, das auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Heute dient es als Museum. Die mittelalterlichen Krankensäle und die dazugehörige Kirche und Kapelle beherbergen eine beeindruckende Sammlung von Archivstücken, antiken medizinischen Instrumenten und eine außergewöhnliche Kunstsammlung, darunter eine Handvoll Werke des Großmeisters Hans Memling. 

Wir werden morgen noch viel mehr über Bouts, Memling, van der Goes und die anderen Flämischen Primitiven erfahren. Nun ist es Zeit für unsere anderen Sinne. Schon beim Betreten von Choco-Story läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Das Schokoladenmuseum erklärt anhand von Gegenständen, Vorführungen und Kostproben, was Schokolade eigentlich genau zu Schokolade macht. Schokoladenliebhaber können ihre eigenen Pralinen herstellen und natürlich gibt es auch eine Menge zu probieren. Möchten Sie solche Köstlichkeiten mit nach Hause nehmen? Die vielen Chocolatiers im Herzen von Brügge sind Ihnen da gerne behilflich.

Zum Wohl! (1)

Brugse Zot © Jan D'Hondt_1

Da der Abend langsam näher rückt, kann ein Aperitif nicht schaden. In unseren Gefilden kann das nur eines bedeuten: ein leckeres Glas belgisches Bier. Davon finden Sie mehr als genug in De Halve Maan, einer authentischen Hausbrauerei im Herzen der Stadt, die seit 1856 von der gleichen Familie betrieben wird. Dort können Sie köstliche Klassiker wie Brugse Zot, Straffe Hendrik und Blanche De Bruges probieren.

Nach einem gelungenen Abendessen bietet das Stadtzentrum viele Möglichkeiten, die Bierwelt weiter zu erkunden. ’t Brugs Beertje ist ein gutes Beispiel. Dieses kultige Bierlokal hat eine schwindelerregende Auswahl an 300 verschiedenen belgischen Biersorten. Das wird Sie wohl für eine Weile beschäftigen. Zum Wohl!

Tag 2

See der Liebe

Minnewater © Toerisme Brugge - Jan D'Hondt

Der gestrige Tag war gut gefüllt, heute wird es nicht anders sein. Lassen wir es jedoch zunächst einmal ruhig angehen, mit einem Besuch am Minnewater. Der „See der Liebe“ ist einer der romantischsten Orte der Stadt. Daneben finden Sie den Minnewaterpark, ein idealer Ort für einen gemütlichen Spaziergang. Den setzen wir auch im Beginenhof noch fort. Dieses Weltkulturerbe wurde bereits 1245 gegründet und ist noch immer an den typischen weiß gestrichenen Häusern und den gepflasterten Straßen zu erkennen, die einen wunderschönen Klostergarten umgeben.

Auf dem Weg zurück ins Stadtzentrum machen wir einen kleinen Abstecher zu einem modernen Bauwerk: dem Concertgebouw. Diese einzigartige Konzerthalle entstand um die Jahrhundertwende in der Stadt und ist mit Tausenden von roten Terrakottafliesen verkleidet. Ein Stückchen weiter finden Sie auch die Sankt-Godeleva-Abtei. Dieses 400 Jahre alte Kloster öffnete 2021 zum ersten Mal seine Pforten für die Außenwelt. Hier erhalten Sie eine besondere Einführung in die reiche Geschichte der denkmalgeschützten Kapelle und ihres beeindruckenden barocken Altars, der Kanzel und des Chorgestühls aus geschnitztem Holz.

500 Jahre Geschichte

Gruuthusepaleis

Gestern haben wir bereits eine ganze Reihe von Kulturerbe-Höhepunkten gesehen, doch es stehen noch einige weitere auf der Liste. Zunächst besuchen wir die Liebfrauenkirche. Mit ihrem über 115 Meter hohen Backsteinturm – dem zweithöchsten der Welt – beweist sie die große Handwerkskunst der Brügger Baumeister vergangener Tage. Allerdings ist es hier nicht nur das Gebäude, das beeindruckt. Diese Kirche besitzt nämlich eine Fülle von Kunstschätzen, wie zum Beispiel die Marmorstatue Madonna mit Kind von Michelangelo. Dieses Stück Kulturerbe ist etwas ganz Besonderes, denn es ist buchstäblich mit einem weiteren Highlight verbunden. Durch die Kapelle führt ein jahrhundertealter Durchgang zum angrenzenden Gruuthusepalast. Der fungiert heute als Museum, das 500 Jahre Brügger Geschichte in einer Fülle von historischen Objekten zusammenfasst: majestätische Wandteppiche, farbenfrohe Glasfenster, elegante Holzskulpturen, historische Spitzen, burgundische Manuskripte ... Jedes erzählt eine besondere Geschichte von Brügge.

Wenn Sie diese Geschichte aufgesogen haben, ist die Zeit für eine besondere Fahrt gekommen. Denn ein Besuch in Brügge ist nie vollständig ohne eine Bootsfahrt. In der Nähe des Gruuthuse-Museums finden Sie eine der fünf Anlegestellen der Stadt. Von dort aus fahren Sie über die Brügger Kanäle. Von Schwänen begleitet gleiten Sie über das Wasser und erhalten so einen ganz anderen Blick auf die malerische Stadt.

Sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen spüren, ist es Zeit, einen Happen zu essen. Aber halten Sie sich nicht zu lange auf, denn es gibt noch ein paar weitere Highlights zu sehen.

Die flämischen Primitiven (2)

Visitor in front of painting Groeningemuseum Bruges © Kris De Smedt

Eine gründlichere Bekanntschaft mit den Flämischen Primitiven liegt nahe. Im Goldenen Jahrhundert von Brügge regierten die Künste. Die großen Maler der damaligen Zeit, wie Jan van Eyck und Hans Memling, entwickelten hier ihren Stil. Im Sankt-Jans-Hospital und der Liebfrauenkirche konnten Sie bereits einige herausragende Beispiele sehen. Das Groeningemuseum geht noch weiter. Dort finden Sie Meisterwerke wie die Madonna mit dem Kanoniker Joris van der Paele von Jan van Eyck, das berühmte Moreel-Triptychon von Hans Memling und Meisterwerke von Hugo van der Goes, Hieronymus Bosch und ihren Zeitgenossen. All dies ist Teil eines abwechslungsreichen Überblicks über die Geschichte der belgischen bildenden Kunst: eine wunderbare Geschichte, die sich über sechs Jahrhunderte erstreckt. Nehmen Sie sich ruhig Zeit dafür.

Im Historium vertiefen Sie sich anschließend noch etwas weiter in diese Ära. Dank modernster Techniken wie virtueller Realität und 3D-Brillen tauchen Sie in die Geschichte ein. Das Historium nimmt Sie mit auf einen beeindruckenden virtuellen Flug durch das Goldene Jahrhundert von Brügge.

Zum Wohl! (2)

Bourgogne des Flandres © Bourgogne des Flandres Jurgen de Witte

Zum Abschluss dieser zweitägigen Reise nach Brügge sind zwei weitere erfrischende Besuche geplant. Als Erstes: Bruges Beer Experience, das Sie interaktiv in die Geschichte des Bieres (von Mesopotamien bis Brügge), der Trappisten, der verschiedenen Biersorten und der Brauprozesse einführt. Für ein letztes Schlückchen klopfen wir dann an die Tür bei Bourgogne de Flandres. In dieser romantischen Brauerei zeigt Ihnen der Braumeister selbst, wie sein kultiges Bier hergestellt wird, indem er zwei Craft-Biere sorgfältig kombiniert. Ein einzigartiger Vertreter unserer Bierkultur.

Nach diesem letzten Halt können Sie noch etwas in einer Kneipe oder einem Straßencafé verweilen. Eine Verschnaufpause und ein Rückblick auf zwei gut gefüllte Tage. Nehmen Sie schon einmal Ihren Terminkalender zur Hand, um Ihren nächsten Besuch im malerischen Brügge zu planen. Bis bald!

Infopoint Brügge

SVG

Auf geht's!

Sehen Sie sich unsere nützlichen Informationen für Ihre Reise nach Flandern an:
wie man hierher kommt, wie man sich fortbewegt, sowie einige praktische Dinge.

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