Bouts 2023. Neue Perspektiven

 21 Oktober 2023 - 14 Januar 2024
Leuven
M Leuven © Dries Lievens

Was haben der flämische Maler Dieric Bouts und Star Wars-Erfinder George Lucas gemeinsam? Beide kreierten für ihre Zeitgenossen eine Welt, die den typisch menschlichen Appetit auf fantastische Landschaften und unerreichbare Traumwelten perfekt bedienten. Doch wer war Dieric Bouts? Der Maler lebte und arbeitete zwischen ca. 1410 und 1475 in Leuven und ist heute vor allem als „Flämischer Primitiver der zweiten Generation“ bekannt. Obwohl sein Werk weniger populär ist als das des Pioniers Jan van Eyck, weniger „instagramm-tauglich“ als die apokalyptischen Szenen eines Hieronymus Bosch, gelten Bouts‘ Linienführung und Perspektive als revolutionär und wegweisend, hängen seine Werke in den bedeutendsten Museen der Welt.

Dirk Bouts_Laatste Avondmaal © www.lukasweb.be - Art in Flanders vzw

Dieric Bouts war jedoch kein verklärtes Genie, er war in erster Linie ein Bildermacher: Er malte, was man von ihm im aufstrebenden Leuven des 15. Jahrhunderts erwartete, und das mit Bravour. Und so konfrontiert die große Sonderausstellung „Dieric Bouts. Bildermacher“ im M Leuven seine Werke radikal mit den Bildmachern von heute: Mit Sportfotografen und Instagrammern, Filmemachern und Spieleentwicklern. Denn so wie Leuvens wohlhabende Bürger das Leiden und die Auferstehung Jesu Christi in Bouts‘ meisterhaften ikonografischen Portraits nachempfinden konnten, so bannen Sportfotografen heute die schier übermenschlichen Anstrengungen und den erlösenden Triumph von Radsportprofis in ihren Bildern. Die zentralen Themen der Ausstellung – Portrait, Perspektive, Landschaft sowie die Darstellung des Alltäglichen – kulminieren mit Dieric Bouts‘ Meisterwerk Das letzte Abendmahl zu einem grandiosen Finale. Gemalt für die St. Pieters Kirche in Leuven, sind die Tafeln erstmals im M Leuven zu sehen.

Die Ausstellung ist eine beeindruckende Hommage, niemals zuvor wurden so viele Werke des Flämischen Meisters aus internationalen Museen in seiner Heimatstadt zusammengeführt. Indem die knapp 30 Werke von Dieric Bouts sowie Bilder seiner Zeitgenossen Jan van Eyck und Rogier van der Weydens mit zeitgenössischer visueller Kultur in Beziehung gesetzt werden, eröffnet sich eine völlig neue Perspektive auf Bouts‘ außergewöhnliches Oeuvre, sein Verständnis von Malerei und auf die blühende Stadt Leuven im 15. Jahrhundert.

Eingebettet ist die Ausstellung in ein großes kulturelles Stadtfestival unter dem Motto „Bouts 2023. Neue Perspektiven“. Es wird Musik- und Theaterperformances, Lesungen und einen Ausstellungsparcours geben, der unter anderem zur Sint-Pieterskirche führt: Hier sind zwei Meisterwerke Dieric Bouts‘ in situ zu bewundern. Außerdem wird es ein großes Musikfestival und ein partizipatives Projekt geben, an dem sich die Bürger und Besucher Leuvens beteiligen können.

So zeigt die historische Universitätsbibliothek ebenfalls eine hochkarätige Ausstellung, die Dieric Bouts und seine Zeit zu verstehen hilft. Die Schau „Wissen an der Kette“ erzählt, wie Wissen im fünfzehnten Jahrhundert verteilt und kontrolliert wurde und stellt dabei auch immer wieder Bezüge zu unserer heutigen Welt her. So löste die Erfindung des Buchdrucks eine echte Revolution aus, ähnlich wie die Einführung des Internets in unserer Zeit. Die Ausstellung vereint kostbare Handschriften, Juwelen der Druckkunst und zeitgenössische Kunst zu einem überraschenden Ganzen.

 

University library Leuven

Wer ist Dieric Bouts?

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