Was haben der flämische Maler Dieric Bouts und Star Wars-Erfinder George Lucas gemeinsam? Beide kreierten für ihre Zeitgenossen eine Welt, die den typisch menschlichen Appetit auf fantastische Landschaften und unerreichbare Traumwelten perfekt bedienten. Doch wer war Dieric Bouts? Der Maler lebte und arbeitete zwischen ca. 1410 und 1475 in Leuven und ist heute vor allem als „Flämischer Primitiver der zweiten Generation“ bekannt. Obwohl sein Werk weniger populär ist als das des Pioniers Jan van Eyck, weniger „instagramm-tauglich“ als die apokalyptischen Szenen eines Hieronymus Bosch, gelten Bouts‘ Linienführung und Perspektive als revolutionär und wegweisend, hängen seine Werke in den bedeutendsten Museen der Welt.
Dieric Bouts war jedoch kein verklärtes Genie, er war in erster Linie ein Bildermacher: Er malte, was man von ihm im aufstrebenden Leuven des 15. Jahrhunderts erwartete, und das mit Bravour. Und so konfrontiert die große Sonderausstellung „Dieric Bouts. Bildermacher“ im M Leuven seine Werke radikal mit den Bildmachern von heute: Mit Sportfotografen und Instagrammern, Filmemachern und Spieleentwicklern. Denn so wie Leuvens wohlhabende Bürger das Leiden und die Auferstehung Jesu Christi in Bouts‘ meisterhaften ikonografischen Portraits nachempfinden konnten, so bannen Sportfotografen heute die schier übermenschlichen Anstrengungen und den erlösenden Triumph von Radsportprofis in ihren Bildern. Die zentralen Themen der Ausstellung – Portrait, Perspektive, Landschaft sowie die Darstellung des Alltäglichen – kulminieren mit Dieric Bouts‘ Meisterwerk Das letzte Abendmahl zu einem grandiosen Finale. Gemalt für die St. Pieters Kirche in Leuven, sind die Tafeln erstmals im M Leuven zu sehen.
Die Ausstellung ist eine beeindruckende Hommage, niemals zuvor wurden so viele Werke des Flämischen Meisters aus internationalen Museen in seiner Heimatstadt zusammengeführt. Indem die knapp 30 Werke von Dieric Bouts sowie Bilder seiner Zeitgenossen Jan van Eyck und Rogier van der Weydens mit zeitgenössischer visueller Kultur in Beziehung gesetzt werden, eröffnet sich eine völlig neue Perspektive auf Bouts‘ außergewöhnliches Oeuvre, sein Verständnis von Malerei und auf die blühende Stadt Leuven im 15. Jahrhundert.