Die Adornes-Domäne

Studio de Formanoir

Die Jerusalemkapelle aus dem 15. Jahrhundert in Brügge ist eine Ode an die heilige Stadt. Die Adornes-Domäne erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Familie.

Jerusalemkapelle und Adornes-Domäne

Versteckt im Zentrum von Brügge befindet sich ein kleines Stück Naher Osten: die Jerusalemkapelle auf der Adornes-Domäne. Dieses kulturelle Juwel wurde im 15. Jahrhundert von der gleichnamigen, tief religiösen Familie in Auftrag gegeben.

Diese Privatkapelle wurde von der mythischen Grabeskirche in Jerusalem inspiriert. Die Architektur, die Ausstattung und die Reliquien zeugen davon, wie tief diese Familie die heilige Stadt Jerusalem verehrte. Du kannst dort wunderschöne Buntglasfenster, die Reliquie des Heiligen Kreuzes und ein beeindruckendes Mausoleum bewundern.

Die Kapelle ist Teil der Adornes-Domäne, die im Brügger Arbeiterviertel Sint-Anna liegt. Die ehemaligen Gotteshäuser an diesem Ort beherbergen heute ein Museum. Dieses zeigt die reiche Geschichte der Familie Adornes. Hier befindet sich auch das ehemalige Privathaus von Anselm Adornes, dem berühmtesten Spross dieses Geschlechts. In den restaurierten Räumen ist eine beeindruckende Kunstsammlung zu entdecken.

©Studio de Formanoir

Studio de Formanoir

Die Familie Adornes

Die Adornes waren eine prominente, tief religiöse Familie, die aus Genua in Italien stammte. Ab Ende des 13. Jahrhunderts ließ sie sich in Brügge nieder. Mehrere Familienmitglieder spielten eine Rolle im internationalen Handel und in der Politik, sowohl in Brügge als auch am burgundischen Hof. Anselm Adornes (1424-1483) war das bedeutendste Mitglied der Familie.

Anselm war ein erfolgreicher Händler von Stoffen und Alaun, einem Mineral, das bei der Herstellung von Stoffen, beim Gerben und bei der Glasherstellung verwendet wurde. Er konnte sich auf ein beeindruckendes internationales Netzwerk stützen. Besonders gute Kontakte hatte er nach Schottland. Dort schlug ihn der schottische König zum Ritter des Einhornordens, woraufhin er als Jerusalempilger nach Palästina ging. Er fand schließlich ein blutiges Ende in Schottland. Nach seinem Tod wurde sein Herz nach Brügge überführt und im Mausoleum in der Jerusalemkapelle beigesetzt.

Die Stätte wird bis heute von Anselms Erben verwaltet. Die 17. Generation nach den Gründern der Domäne hütet dieses wertvolle Erbe.