Tag 1
Unser Abenteuer beginnt in Knokke-Heist. Nicht nur ein mondänes Seebad, sondern auch das Tor zum Naturpark Zwin, dem unbestrittenen Mittelpunkt dieser Region. Wir können es kaum erwarten, dieses besondere Naturschutzgebiet zu erkunden. Bei einem Musikfestival betritt der Headliner in der Regel als Letzter die Bühne. Auf dieser Tour machen wir es genau andersherum. Wir beginnen gleich mit der Hauptattraktion.
Eine geführte Wanderung
Der Naturpark Zwin ist ein Ort mit üppiger Fauna und Flora. Der Park ist mit der Nordsee verbunden. Die kommt hier zweimal am Tag hineingeströmt. Dieses wunderschöne Stück Natur bewegt sich im Rhythmus von Ebbe und Flut. Dadurch scheint sich die Landschaft ständig zu verändern. Das werden wir heute mit eigenen Augen unter Führung unseres erfahrenen, engagierten Tourleiters entdecken. Er führt uns durch die weitläufige Zwin-Ebene und erzählt uns alle Geschichten, die man gehört haben muss. Über die Ursprünge dieses Schlick- und Salzwiesengebiets, darüber, wie die Gezeiten dieses Ökosystem zu dem machen, was es ist. Über die besonderen salzliebenden Pflanzen, die hier zu Hause sind, wie z. B. Strandflieder und Queller. Über die Bedeutung des Zwin für die biologische Vielfalt in Europa.
Ein internationaler Flughafen für Zugvögel
Die Flora haben wir bereits kennengelernt. Jetzt machen wir auch Bekanntschaft mit der Fauna. Der Zwin ist als internationaler Flughafen für Zugvögel bekannt. Jedes Jahr machen hier Hunderttausende von Störchen, Reihern und anderen Zugvögeln auf ihrem Weg in den und aus dem Süden Station. Wir bewundern diese gefiederten Freunde, sowohl vom Panoramaturm, der einen 360°-Blick über den gesamten Park bietet, als auch von einer der strategisch günstig gelegenen Beobachtungshütten entlang unseres Weges aus. Die verschiedenen Mitmach-Aktivitäten, wie z. B. ein animiertes Vogel-Bingospiel, machen das Gesamterlebnis zu einem außergewöhnlichen Spaß für Jung und Alt.
Interaktive Ausstellung und Mikro-Abenteuer
Es hat gut getan, mal eben frische Luft zu schnappen. Und lehrreich war es auch! In der Zwischenzeit könnten wir eine Pause gut gebrauchen. Wir lassen uns an einem Tisch im The Shelter nieder, dem Bistro des Naturparks Zwin. Ein köstliches Mittagessen gibt uns neue Kraft. Und danach kann es weitergehen. Zuerst besuchen wir die interaktive Ausstellung im Zwin. Als wir ankommen, erhalten wir eine „Bordkarte“ für diesen internationalen Zugvogelflughafen. Beim Einchecken wird uns ein Zwin-Zugvogel zugewiesen. Wir fliegen in seinem Schlepptau durch diese abenteuerliche Ausstellung.
Manchmal bedarf es nicht viel, um glücklich zu sein. Das erfahren wir wieder einmal aus erster Hand, dank der Mikro-Abenteuer, die man hier erlebt. Diese Mini-Expeditionen werden garantiert unvergesslich bleiben. Wir möchten uns gerne eins mit der Natur fühlen. Also wählen wir den Barfußpfad. Wir ziehen unsere Wanderschuhe aus und gehen weiter. Auf zwei Kilometern spüren wir, wie sich der Boden zwischen unseren Zehen verändert: von Sand zu Schlamm zu Salzwiesen.
Flanieren im mondänen Knokke
Eine ganz besondere Erfahrung, die dann auch gleich unseren Abschied vom Naturpark Zwin einläutet. Nachdem wir uns im Hotel kurz frischgemacht haben, entdecken wir eine ganz andere Seite der Zwin-Region. Knokke-Heist ist der Ausgangspunkt für diese zweitägige Unternehmung. Diesem mondänen Seebad fehlt es nicht an Grandezza. Bei einem Rundgang durch die Stadt schlendern wir an Boutiquen und Kunstgalerien vorbei. Danach suchen wir uns einen Tisch in einem der vielen guten Restaurants, die es hier gibt. Das Menü des Abends ist ebenso naheliegend wie lecker: Eine Portion Krabbenkroketten und ein köstlicher Muscheltopf. Wir sind ja schließlich am Meer.
Nach unserem opulenten Essen versinkt die Sonne langsam in der Nordsee. Wir nutzen die letzten Sonnenstrahlen für einen kurzen Kulturspaziergang. Der führt uns entlang der riesigen Uferpromenade und vorbei an Kunst unter freiem Himmel. So bewundern wir Beach Castle und Ask the Animals and They Will Teach You. Beide sind Teil des Beaufort Skulpturenparks. So heißt die Sammlung von über 40 Kunstwerken, die der ständigen Erinnerung an Beaufort gewidmet sind. So heißt die Kunsttriennale, die alle drei Jahre an der Nordseeküste abgehalten wird.
Diese Werke sind der brillante Schlussakkord eines erlebnisreichen ersten Tages. Danach gehen wir zu Bett und freuen uns auf einen weiteren Tag mit vollem Programm in der Zwin-Region.
Tag 2
Unser erster Tag in der Zwin-Region stand – wie könnte es anders sein – ganz im Zeichen des Naturparks Zwin. Heute erkunden wir die Region darum herum. Und damit sind einige Geschichten verbunden. Im Mittelalter war Brügge ein blühendes Zentrum von Macht und Handel. Diesen Status verdankte die Stadt unter anderem ihrer Anbindung an die Nordsee über die Zwingeul. Entlang dieser Wasserrinne lagen in früheren Zeiten mehrere Außenhäfen. Durch dieses System gelangten Waren, Menschen und Ideen reibungslos nach Flandern und wieder heraus. Diese Region hat also auch eine große historische Bedeutung.
Ein Fahrradabenteuer entlang verlorener Häfen
Wir erkunden dieses Stück Geschichte heute per Fahrrad auf der Route zu den verschwundenen Zwin-Häfen. In unserer Basis in Knokke mieten wir ein cooles E-Bike. Und los geht es. Zunächst wieder zum Besucherzentrum des Naturparks Zwin. Ein bequemer Radweg markiert die erste Etappe. Pfeifend strampeln wir in aller Ruhe durch die grüne Landschaft. In der Stadt Oostkerke machen wir unseren ersten Halt. Dort steht eine ungewöhnliche Konstruktion am Straßenrand. Dies ist einer der Virtual-Reality-Viewer, die die Route zu den verlorenen Zwin-Häfen noch einmal auf eine ganz andere Ebene bringen. Diese VR zeigt 360°-Rekonstruktionen davon, wie die längst verschwundenen Zwin-Häfen einst die mittelalterliche Landschaft prägten. Man reist also ein paar Jahrhunderte zurück in der Zeit.
Nach einigen Kilometern erreichen wir unseren zweiten Halt im malerischen Damme. Dort stoppen wir, um uns eine Tasse Kaffee und eine Portion Kulturerbe einzuverleiben. Diese gemütliche Stadt blickt auf eine fast 1000jährige Geschichte zurück. Nachdem wir uns gestärkt haben, erklimmen wir die 206 Stufen der stolzen Liebfrauen-Himmelfahrtskirche. Wir werden mit beeindruckenden Ausblicken belohnt. Wir sehen die sternförmigen Konturen von Damme, die umliegenden Naturschutzgebiete, die schnurgerade Damse Vaart und die Skyline des historischen Brügge. Wir bekommen also schon einen Vorgeschmack auf unsere nächste Station.
Erste Bekanntschaft mit Brügge, dem UNESCO-Juwel
Wir sitzen wieder im Sattel und fahren Richtung Brügge. Der Weg bedarf keiner Ausschilderung, wir müssen nur dem Wasser folgen. Zwanzig Minuten später fahren wir durch die historischen Stadttore von Brügge. Weiter geht es in das berühmte Stadtzentrum, das von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Wir schließen das Fahrrad ab und schlendern eine Weile umher. Die Straße führt über gewundene Kopfsteinpflastergassen, vorbei an malerischen Kanälen, dem Belfried und dem fotogenen Rozenhoedkaai. Aber das ist natürlich nur der Anfang. Brügge lässt sich nicht in einem einzigen Spaziergang entdecken. Wir schmieden jetzt schon Pläne für ein Wochenende in Brügge, um all diese Schönheit zu erkunden. Am Ende unseres Spaziergangs finden wir eine schöne Terrasse. Wir bestellen ein schäumendes Glas Brugse Zot (eine lokale Spezialität!) und einen köstlichen Teller Schmorfleisch auf flämische Art. Festessen!
Mit dem Fahrrad durch die Brügger Polder
Jetzt, wo wir wieder zu Kräften gekommen sind, ist es Zeit für die Rückfahrt. Dazu nutzen wir eine der Flanders’ Finest-Fahrradrouten. Durch die engen Gassen von Brügge gehen wir zurück zu unseren Fahrrädern. Es endet, wie es begonnen hat: Am Wasser entlang. Das führt uns zu den Brügger Poldern, einer idealen Umgebung für eine entspannende Fahrradtour. Auf diesen sicheren, flachen Straßen gibt es kaum Verkehr und wir sind ständig von Grün umgeben. Wir machen uns also wieder auf den Weg nach Damme. Dort halten wir an einer Vogelbeobachtungshütte, um noch mehr gefiederte Freunde zu beobachten. Kurz darauf stoßen wir auf einen weiteren Virtual Reality-Punkt. Dieser bringt uns wieder kurz zurück zu einem der längst verlorenen Zwin-Häfen.
Was dann folgt, kann man nur als grüne Glückseligkeit bezeichnen. Pfeifend radeln wir weiter durch die Natur. Auf dieser Tour machen wir sogar einen kleinen Abstecher ins Ausland. Die Zwin-Region ist buchstäblich ein grenzüberschreitendes Gebiet. Sie erstreckt sich auch über einen Teil der Niederlande. Nach einem kurzen Besuch bei unseren nördlichen Nachbarn nehmen wir Kurs auf den Ausgangspunkt der Tour. Ein Schotterweg entlang herrlicher Aussichten führt uns zurück zum Naturpark Zwin.
Die Fahrt ist vorbei. Wir geben unsere treuen Stahlrösser an die Vermietungsfirma zurück. Dann suchen wir uns einen Platz zum Entspannen und lassen den Tag bei einem köstlichen Glas belgischen Biers ausklingen. An der Promenade in Knokke reiht sich schließlich eine schöne Terrasse an die andere.
Damit sind wir am Ende unserer zweitägigen Tour durch die Zwin-Region angelangt. Aber sie verdient noch einen würdigen Abschluss. Wir wollen uns von der Nordsee verabschieden. Wir schlendern an der Uferpromenade entlang, während die Sonne fast unmerklich untergeht. Ein perfekter Ausklang. Es waren 48 wunderbare Stunden in der Zwin-Region. Inzwischen träumen wir schon von unseren nächsten Ausflügen in dieser Region: Einem Wochenende in Brügge oder ein paar Tagen an der flämischen Küste. Etwas, auf das man sich freuen kann.