Dieric Bouts (* 1410–1420 in Haarlem; † 6. Mai 1475 in Leuven) gilt heute als einer der wichtigsten Künstler Leuvens: Seine Perspektive und seine Linienführung sind revolutionär, und seine Werke hängen in den wichtigsten Museen der Welt. Beeinflusst von Jan van Eyck und Rogier Van der Weyden, wurde Bouts 1464 zum Leuvener Stadtmaler ernannt, schuf u.a. den Abendmahlsaltar und das Triptychon mit der Marter des Heiligen Erasmus für die Sint-Pieterskirche.
Die umfassende Retrospektive im M Leuven zeigt ab dem 21. Oktober nun eine völlig neue Perspektive auf Bouts‘ Werk, das vor mehr als fünf Jahrhunderten entstanden ist: Durch eine radikale Konfrontation mit der heutigen visuellen Kultur, mit Grafikdesignern, Fashionistas und Instagrammern, mit Fotografen, Cartoonisten und Spieleentwicklern. Denn so wie Leuvens wohlhabende Bürger das Leiden und die Auferstehung Jesu Christi in Dieric Bouts‘ meisterhaften ikonografischen Portraits nachempfinden konnten, so bannen zum Beispiel Sportfotografen heute die übermenschlichen Anstrengungen und den erlösenden Triumph von Radsportprofis in ihren Bildern.
Für die Ausstellung hat M Leuven mit mehreren zeitgenössischen „Bildermachern“ wie dem belgischen Cartoonisten Steven Degryse, den Fotografen Jasper Jacobs und Sebastian Steveniers, der Filmemacherin Charlotte Abramov oder dem Stylisten Tom Eerebout zusammengearbeitet, die mit denselben Problemen und Einschränkungen konfrontiert sind wie Bouts zu seiner Zeit. Ihre zeitgenössischen Bilder und die visuelle Sprache ermöglichen es den Besuchern, Verbindungen zwischen ihrer eigenen Zeit und der Zeit von Bouts herzustellen – ein Kontext, der den meisten Menschen heute unbekannt ist.