Die flämische Küste ist ausgesprochen vielseitig. Auf 67 Kilometern bilden feiner Sand, Meer und Dünen, Kunst und Kultur, Essen und Trinken, Geschichte und Kulturerbe, Shopping, Surfen und vieles mehr ein wahres Paradies. Der Nordseestrand reicht von der niederländischen bis zur französischen Grenze. Mit der „Kusttram“, der längsten Straßenbahnlinie der Welt, geht es vier Tage lang von Osten nach Westen, von Knokke-Heist bis nach De Panne.
Wenn die Nordsee lockt, wird es Zeit für einen Kurztrip. Sie beginnen Ihre Reise an der flämischen Küste so, wie es sich gehört: die Augen bis zum Horizont schweifen lassen, die salzige Seeluft tief einatmen und kleine Schaumkronen auf den Wellen beobachten. Das war erstmal das Wichtigste, doch jetzt beginnt die Entdeckungstour. Die startet in ...
Tag 1
Knokke-Heist
Mondäner Badeort und fast eine Stadt
Knokke-Heist ist voller Atmosphäre. Hier stehen Hunderte von Boutiquen dicht an dicht – von erfrischend schlicht bis umwerfend exklusiv. Die renommierten Spitzenmarken stechen mit ihren Flagstores im goldenen Shoppingdreieck Lippenslaan, Dumortierlaan und Kustlaan hervor. Aber bei einem Spaziergang durch Knokke gibt es noch vieles mehr zu entdecken. Über die ganze Stadt verteilt kommen Sie an Dutzenden von eigenwilligen Kunstgalerien und markanten Villen vorbei. Sobald Sie nur hundert Meter landeinwärts gehen, stehen Sie plötzlich mitten in Villenvierteln mit den typischen orangefarbenen Dachziegeln. Viele dieser architektonisch interessanten Gebäude tragen Namensschilder, was hier seit hundert Jahren eine Tradition ist.
Doch Knokke bietet noch mehr als solche Prachtbauten: Hier gibt es auch reichlich unberührte Natur. Wenn Sie Ruhe genießen möchten, wandern Sie einfach über den Deich zum weitläufigen Naturpark Zwin, einem Naturschutzgebiet, das sich im Rhythmus der Gezeiten und Jahreszeiten verändert. Hier erleben Sie eine besonders vielfältige Fauna und Flora. Ausgedehnte Wanderwege, ein Barfußpfad und eine Hüttentour führen Sie an zahlreichen Erlebnisorten oder Hütten auf dem Gelände vorbei. Richten Sie Ihr Fernglas unbedingt nach oben, denn der Zwin gilt als internationaler „Flughafen“ für Zugvögel. Jedes Jahr landen hier viele Tausend Vögel, um zu brüten, zu überwintern oder nach Nahrung zu suchen. Dieser Naturpark bietet einen ganz anderen Blick auf die flämische Küste.
Am Bahnhof Knokke steigen Sie an der allerersten Haltestelle in die Kusttram ein. Diese bildet eine gerade Linie an der gesamten flämischen Küste entlang: 67 Kilometer mit 67 Haltestellen. Damit ist sie die längste Straßenbahnlinie der Welt und gleichzeitig eine traumhafte Möglichkeit, um die flämische Nordseeküste zu erleben.
Zeebrugge
Fischerhauptstadt mit Kunstverstand
Ihre nächste Haltestelle heißt Zeebrugge. Diese gemütliche Hafenstadt ist Teil der mittelalterlichen Stadt Brügge. Die Kusttram hält am alten Fischerhafen, wo sich noch immer charmante Fischercafés entdecken lassen. Zu einem Glas belgischem Bier wird eine kleine Portion frische ungeschälte Garnelen serviert. Ursprünglicher geht es nicht. Von dort aus gelangen Sie im Handumdrehen zur „vismijn“, der ehemaligen Fischauktion. Dort war 20 Jahre lang der maritime Themenpark Seafront untergebracht. Bis hier etwas Neues einzieht, lädt dieser Ort mit Kreativität, Dynamik und Inspiration zu zahlreichen Aktivitäten ein. Gönnen Sie sich hier einen kleinen Zwischenstopp, denn für Jung und Alt ist immer das Richtige dabei.
Nach diesem kleinen Intermezzo lassen Sie den Hafen hinter sich und spazieren am größten Strand der gesamten flämischen Küste entlang. Gleich zu Beginn sehen Sie eine ganz besondere Skulptur: ein 3.000 Kilo schweres Boot auf 10 Meter hohen Stelzen. Das Kunstwerk scheint über der Brandung zu schweben. Aus geringer Entfernung betrachtet eine geheimnisvolle Figur die Szenerie: der Mann, der das Boot in der Luft sah. Diese beeindruckende Skulptur ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Sie auf Ihrer Fahrt noch erwartet. Unterwegs werden Ihnen immer wieder Spuren von Beaufort begegnen, einem großen Kunst-Happening, das alle drei Jahre an der flämischen Küste stattfindet. Dabei entstehen auf und an den Deichen, Stränden und Dünen zeitgenössische Kunstwerke. Unter dem Namen Beaufort Skulpturenpark haben jetzt rund vierzig Kunstwerke ihren Platz in diesem dauerhaften Freilichtmuseum gefunden.
Tag 2
Blankenberge
Surfen vom Pier bis Fin de Siècle
Nach dieser Begegnung mit moderner Kunst geht es weiter am endlosen Strand entlang und Sie gelangen automatisch nach Blankenberge. Sobald Sie auf dem Deich stehen, erblicken Sie ein imposantes Bauwerk: Der Belgium Pier ist ein ganz besonderes Kulturerbe. Die 350 Meter lange Seebrücke scheint im Wasser zu versinken. Bei einem Spaziergang über diesen Pier erleben Sie die Nordsee hautnah. Atmen Sie die salzige Luft, erleben Sie das Spiel von Ebbe und Flut, spüren Sie die Kraft der Elemente. In alle Richtungen öffnen sich spektakuläre Ausblicke, während der Kopf in der steifen Brise richtig frei wird.
Bei gutem Wetter können Sie hier auch etliche Surfer beobachten, denn dieser Ort ist einer der bekanntesten Surfspots an der gesamten flämischen Küste. Auch wenn das Meer anderswo still und ruhig liegt, gibt es hier immer wieder surfbare Wellen.
Jetzt geht‘s kurz in die Innenstadt. Dieser Ort erlebte goldene Zeiten rund um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wie auch viele andere Badeorte an der flämischen Küste. Diese Zeit wird als Fin de Siècle oder Belle Époque bezeichnet, was wörtlich „Ende des Jahrhunderts“ bzw. „schöne Zeit“ bedeutet. In dieser Zeit großen Wohlstands herrschte Frieden, es gab viele finanzielle Möglichkeiten und es wurden große Bauten realisiert. In Blankenberge wurden damals der Belgium Pier, das Casino und einige große Hotels errichtet. Auch entstanden damals viele der typischen Küstenvillen in den Dünen. Das Belle Époque Centrum erzählt die Geschichte von Blankenberge in dieser besonderen und scheinbar sorglosen Zeit. In einer interaktiven Ausstellung mit Plakaten, Postkarten, Mode, Fotos, Filmmaterial und einigen wunderschönen Fliesentableaus können Sie in eine nostalgische Atmosphäre eintauchen.
Inzwischen haben Sie schon viel Kultur erlebt und jetzt wollen auch Ihre Geschmacksnerven verwöhnt werden. Lassen Sie sich in einen Liegestuhl sinken, legen Sie die Füße in den Sand und genießen Sie ein wunderbares belgisches Bier, während die Sonne in der Nordsee versinkt.
De Haan
Perle der Belle Époque
Eine kurze Fahrt mit der Kusttram bringt Sie nach Wenduine, einen Ortsteil von De Haan. Sobald Sie wieder festen Boden unter den Füßen haben, stehen Sie vor dem Benjamin, einer meterhohen, märchenhaften Skulptur eines kleinen Jungen. Er blickt nachdenklich vor sich hin und trägt ein Paar Eselsohren auf dem Kopf. Auch diese Skulptur zählt zum Beaufort Skulpturenpark.
Jetzt wird es Zeit, De Haan zu erkunden. Dieser Badeort ist unter anderem für sein stattliches Villenviertel Concessie bekannt. Dieses 50 Hektar große Gebiet liegt genau zwischen dem Meer und der Straßenbahnlinie. Dort lassen sich zahlreiche typische Küstenvillen und herrliche Ausblicke entdecken, die auch die Reichen und Schönen anzogen. 1933 bewohnte sogar Albert Einstein hier einen Sommer lang die Villa Savoyarde. Auch er fuhr damals übrigens mit der Kusttram vom Bahnhof Ostende nach De Haan. Der Aufenthalt dieses Genies ist noch immer ein wichtiges Ereignis in der Geschichte von De Haan. Das Concessie-Viertel, wo er damals wohnte, ist bis heute geschützt, und so blieb der einzigartige urtypische Charakter erhalten.
Nach einem Besuch in diesem besonderen Viertel bringt die Kusttram Sie in wenigen Minuten zu einem weiteren Höhepunkt Ihrer Fahrt. Sie kommen jetzt in die Dünenwälder, eines der schönen Landschaftsgebiete an der flämischen Küste. Auf dem 152 Hektar großen Gelände entdecken Sie sowohl eine offene Dünenlandschaft als auch ausgedehnte bewaldete Dünen, perfekt für Wanderungen und verschiedene Sportarten, immer mit der Nordsee in Sichtweite.
Bredene
Unberührter Nordseestrand
Die Kusttram fährt Sie nun weiter in den nächsten Badeort. Bredene ist einfach wunderbar zum Erholen. Dies ist der einzige Ort an der flämischen Küste, an dem Sie die natürlichen Schönheiten der Nordsee mit einem Blick aufnehmen können. Die welligen Sanddünen mit ihrem wogenden Strandhafer reichen bis direkt an den Strand und die Wellen der Nordsee, ohne dass ein Deich dazwischen liegt. Wer wirklich eins mit der Natur werden möchte, findet hier den einzigen FKK-Strand an der flämischen Küste.
Tag 3
Oostende
Die (künstlerische) Königin der Badeorte
Die Fahrt führt uns weiter in Richtung Oostende: in die „Königin der Badeorte“. Unterwegs kommen Sie am Fort Napoleon vorbei: Diese ehemalige Festung blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück, die wir hier kurz zusammenfassen. Napoleon Bonaparte ließ diese fünfeckige Festung 1810 in den Dünen errichten, um einen möglichen Angriff der Briten auf den Hafen von Oostende abzuwehren. Nachdem Belgien 1830 unabhängig geworden war, diente die Festung als Kaserne für das belgische Heer. Während des französisch-preußischen Krieges (1870-1871) versteckten sich hier französische Soldaten. Und in beiden Weltkriegen besetzten die Deutschen das Fort Napoleon: Im Ersten Weltkrieg war es ein wichtiger Teil der Küstenverteidigungslinie, im Zweiten Weltkrieg diente es vor allem als Kaserne.
Der Lauf der Jahrhunderte und viele Geschichten, die sich um das Fort Napoleon ranken, werden hier sorgfältig präsentiert und laden Jung und Alt zu einer spannenden Besichtigungstour ein. Der Geschichten-Parcours und Sonderausstellungen für Kinder nehmen Sie mit auf eine imaginäre Reise.
Nach dem Besuch dieser besonderen Festung haben Sie auf Ihrer Fahrt an der flämischen Küste entlang eine weitere Etappe zurückgelegt. Doch es geht gleich weiter nach Oostende. An diesem turbulenten Ort gehen das raue Leben der Fischer und ein mondänes Stadtgefühl auf herrliche Weise Hand in Hand. Hier gibt es viel Kunst und Kultur, und hier lässt sich Art-Nouveau-Architektur besichtigen. Vom Fort Napoleon aus können Sie mit kostenlosen Fähren in die Stadt übersetzen.
So gelangen Sie an den Fischerkai (Visserskaai). Der Straßenname verrät es bereits: Sie befinden sich jetzt im historischen Fischerhafen. Dort liegt unter anderem die Vistrap, ein Outdoor-Fischmarkt, der bereits seit dem 19. Jahrhundert besteht. Hier gibt es frischen Nordseefisch oder Meeresfrüchte zu kaufen, und natürlich auch eine Portion Garnelen! Doch aufgepasst: Auf den Schildern werden Sie vergeblich nach dem niederländischen Wort „garnalen“ suchen, denn hier spricht man Dialekt, und daher heißt diese Delikatesse hier „geirnoazen.“ Aber egal, wie sie genannt wird, sie schmeckt einfach immer köstlich. Nur ein kleines Stückchen weiter gelangen Sie zu den Rock Strangers, mehreren Skulpturen in leuchtendem Orange mit einer Höhe von bis zu 20 Metern. Auch diese gehören – Sie ahnen es sicher – zum Beaufort Skulpturenpark.
Falls dann schon Zeit für ein Abendessen ist, locken die vielen Restaurants in Oostende. Eine Portion handgeschälter grauer Garnelen, Natur pur, ist immer eine Delikatesse, und ohne Garnelenkroketten mit knuspriger Kruste und sämiger Füllung wäre die flämische Küche nicht vollständig. Ein Stück frischer Fisch darf auch nicht fehlen. Und dann noch Muscheln? Damit liegen Sie niemals verkehrt. Sie haben die Wahl.
Eines ist sicher: Oostende hat einiges zu bieten. Beginnen wir mit dem Künstler-Schutzpatron dieser lebendigen Stadt: James Ensor (1860-1949). Dieser Maler, der praktisch sein ganzes Leben in Oostende verbrachte, ist einer der wichtigsten Vertreter der modernen Kunst: ein Virtuose des Impressionismus, ein hervorragender Kolorist und ein Künstler mit einem herrlich eigenwilligen Stil. Sein zugleich experimentelles als auch charakteristisches Werk ist voller Humor, Satire und Groteske.
In Oostende wurde Ensor geboren und starb dort im Alter von 89 Jahren. Seine Heimatstadt hatte einen enormen Einfluss auf sein Werk. Er wuchs im Laden seiner Eltern mit Onkel und Tante auf. Dort verkauften sie Muscheln, Souvenirs und Süßigkeiten, aber auch Karnevalsmasken. Diese Masken wurden später zu einem häufig wiederkehrenden Element in seinen Bildern. Sein Meisterwerk Die Intrige ist ein schönes Beispiel dafür. Über diese Geschichte erfahren Sie noch viel mehr im Ensor-Haus. So nennt man heute das Haus, in dem dieser Großmeister die letzten 30 Jahre seines Lebens verbrachte. Lassen Sie sich in diesem Museum und Besucherzentrum in das bewegte Leben von Ensor entführen und besichtigen Sie seinen einflussreichen Nachlass. Stehen Sie dort, wo er stand, sitzen Sie dort, wo er saß.
Diese Entdeckungstour rund um diesen großartigen Künstler lässt sich noch im Mu.Zee fortsetzen, dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Dort wird eine Auswahl seines Schaffens gezeigt, und zwar neben Werken seiner Zeitgenossen Léon Spilliaert und Constant Permeke, die ebenfalls herausragende Künstler dieser Region sind.
Oostende
The Crystal Ship
Aber das ist noch lange nicht alles zur Welt der Kunst in Oostende. Ensor hatten einen ganz besonderen Einfluss auf viele weitere künstlerische Generationen, was sich sogar bis heute fortsetzt: Die Spuren von The Crystal Ship sind überall in der Stadt zu sehen. Alle drei Jahre findet dieses turbulente Straßenkunstfestival in Oostende statt. Dabei verwirklichen Dutzende Künstler immer wieder andere Perspektiven auf diese Stadt. Viele ihrer Werke wurden mittlerweile zum festen Bestandteil des allgemeinen Stadtbildes. Ein Spaziergang an allen Höhepunkten entlang lohnt sich auf jeden Fall.
The Crystal Ship hat Oostende tiefgreifend verändert, und Gleiches gilt für die Belle Époque. Auf dem Deich lassen sich einige Höhepunkte dieser Epoche des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert entdecken: die eklektische Villa Maritza, die Königlichen Galerien, das stattliche Thermae Palace Hotel und die Wellington-Rennbahn.
Von der Rennbahn bringt Sie die Kusttram in einer Viertelstunde in die Provinzdomäne Atlantikwall Raversyde, ein einzigartiges Naturschutzgebiet. Die abwechslungsreiche Landschaft lädt zu einem Spaziergang ein, bei dem Sie einiges erleben können. Der Name stammt vom Atlantikwall, der kilometerlangen deutschen Verteidigungslinie in beiden Weltkriegen. In diesem Abschnitt sehen Sie gut erhaltene Überreste dieser Linie, mit mehr als sechzig Bunkern, offenen und unterirdischen Gängen, Beobachtungsposten und Geschützstellungen.
Nach einem lehrreichen Besuch in herrlicher Natur geht es wieder an den Nordseestrand zurück. Hier erblicken Sie Metatron, eine geometrische Skulptur des Künstlers Louis De Cordier aus Oostende. Auch diese Skulptur gehört zum Beaufort Skulpturenpark!
Tag 4
Middelkerke
Eine Extraportion Beaufort und Natur
Heute verlassen Sie Oostende, ganz nach Wunsch entweder zu Fuß oder mit der Kusttram. In Middelkerke stoßen Sie sofort auf ein ganz besonderes Stück Beaufort. Auf einem kleinen Stück Strand stehen drei faszinierende Kunstwerke. Zunächst greift die leuchtend gelbe, monströs aussehende Skulptur Olnetop die spritzenden Wellen der Nordsee auf. Dann fällt der Blick auf Caterpillar + Flatbed Trailer des berühmten belgischen Künstlers Wim Delvoye, die eine überraschende Verbindung zwischen Baggern und gotischen Kirchen herstellen. Und zum Schluss richtet die interaktive Skulptur I Can Hear It zwei riesige Trichter wie bei einem alten Grammophon Richtung Meer. An einen dieser Trichter legt eine Bronzefrau ihr Ohr. Der andere Trichter ist frei und so können auch Sie den rauschenden Wellen, dem pfeifenden Wind und den vorbeifliegenden Möwen lauschen. Eine herrliche Mini-Ausstellung unter freiem Himmel.
Nur einen Steinwurf von diesem Skulpturen-Trio entfernt gelangen Sie in die Warande-Dünen, ein 32 Hektar großes Naturschutzgebiet mit besonders abwechslungsreicher Vegetation. Im Zentrum ragt der Warande-Turm in die Höhe und ermöglicht Ihnen herrliche Ausblicke über Dünen, Polder und die Nordsee. Von dort aus führt ein kurzer Spaziergang zur Villa Les Zephyrs, einem weiteren Prachtbau aus der Belle Époque. Diese Villa wurde von Henry Van de Velde entworfen, einem herausragenden Vertreter der Art Nouveau.
Nieuwpoort
Hier verschmelzen Nordsee und Flanders Fields
Nach dieser Sehenswürdigkeit setzen Sie sich wieder in die Kusttram. Und plötzlich biegt sie kurz von der Küste ins Landesinnere ab, da hier der Fluss IJzer in die Nordsee mündet. Dieser Fluss führt Sie nach Nieuwpoort, das sowohl ein Badeort ist als auch im Ersten Weltkrieg als Ort in der Westhoek stark umkämpft war. Ein Bereich der Westhoek ist als Flanders Fields weltweit bekannt. Im Besucherzentrum Westfront erfahren Sie mehr über diese dunklen Zeiten der Geschichte Flanderns.
Auf der weiteren Fahrt entdecken Sie am Horizont eine meterhohe, goldene Schildkröte, auf deren Rücken auch noch ein Reiter sitzt. Diese Skulptur heißt Auf der Suche nach Utopia und ist ebenfalls Teil des Beaufort Skulpturenparks. Und damit sind Sie schon in Nieuwpoort angekommen. Dieser Badeort hat ein quicklebendiges, up and coming Stadtzentrum. Fashionistas werden sicherlich an der Hafenpromenade und der Albert-I-laan fündig. Bei Sommerwetter lässt es sich herrlich über den Deich und an den zahllosen Strandbars entlangbummeln. Wenn Sie schon einmal da sind, gönnen Sie sich ruhig einen Aperitif!
Koksijde
Heimat der Garnelenfischer
Und damit bringen Sie sich gleich in Stimmung für das, was Sie nun erwartet. Die Kusttram bringt Sie nach Oostduinkerke, einen Ortsteil von Koksijde. Hier sind die Pferdefischer zu Hause. Dies ist der einzige Ort auf der Welt, an dem diese jahrhundertealte Tradition noch gepflegt wird. Bei Ebbe kommen große schwere Zugpferde auf den langen Sandstrand. Geritten werden sie von den Fischern in ihren typischen gelben Jacken. Sie waten mit Schleppnetzen durch die Brandung, um den Kaviar der Nordsee zu fangen: die grauen Garnelen. Diese Tradition besteht bereits seit sieben Jahrhunderten an der flämischen Küste, und daher ist es nicht überraschend, dass die UNESCO die Pferdefischerei als immaterielles Kulturerbe anerkannt hat. Mit ein wenig Glück kommen Sie hier in einen einzigartigen kulinarischen Genuss: Zu bestimmten Zeiten werden die Garnelen am Strand gekocht und verkauft. Frischer geht es nicht.
Nachdem Sie dieses immaterielle Kulturerbe kennengelernt haben, geht es wieder zurück in die Natur. Sehen Sie sich im Naturschutzgebiet Hoge Blekker um, in dem die höchste Düne der flämischen Küste liegt. Wer genügend Zeit und Energie hat, kann hier 18 Hektar wunderschöne Dünenlandschaft durchwandern.
De Panne
Ein schöner Schlussakkord
Langsam nähert sich die Fahrt ihrem Ende. Die Kusttram bringt Sie nach De Panne in der nordwestlichsten Ecke Belgiens direkt an der französischen Grenze. Zum Abschluss geht es noch ein letztes Mal in die Natur. Im Westhoek-Reservat genießen Sie die beeindruckende Dünenlandschaft der Westhoek. Mit etwas Glück können Sie ein schottisches Hochlandrind oder ein Konikpferd beobachten. Wenn Sie von dort aus bis in die Brandung laufen, um sich von der Nordsee zu verabschieden, kommen Sie noch an einem letzten Kunstwerk des unvergleichlichen Beaufort Skulpturenparks vorbei. Eineinhalb Kilometer vor der französischen Grenze steht die Skulptur Cast Away von Michael Rakowitz, bei der es um die Geschichte der Operation Dynamo im Zweiten Weltkrieg geht. Die Truppen der Alliierten wurden damals in aller Eile aus Dünkirchen evakuiert.
Bei der Tour an der flämischen Küste entlang sind Sie in De Panne nun am letzten Kunstwerk des Beaufort Skulpturenparks angekommen. Ein passender Schlussakkord, auch wenn es nicht der letzte sein muss. Die Letzten können auch die Ersten sein: Natürlich können Sie diese Tour genauso gut in der anderen Richtung fahren oder sich nur einige Highlights heraussuchen. Für Naturliebhaber und Strandläufer, Kunstliebhaber und Gourmets, allein oder mit der Familie – mit der Kusttram erreichen Sie alle Highlights an der flämischen Küste, ganz nach Ihren Wünschen.