Flanderns Naturstätten: Eine inspirationsquelle für flämische Meister

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Die flämischen Meister machten Flandern zu einer der kulturell reichsten Regionen der Welt. Jan und Hubert van Eyck, Peter Paul Rubens, Pieter Bruegel der Ältere … Einer wie der andere klingende Namen, große Meister, die vor allem in Großstädten wie Brügge, Brüssel und Antwerpen aktiv waren. Es mag überraschen, aber auch unberührte Natur in unseren ländlichen Gegenden inspirierte sie bei der Kreation ihrer weltberühmten Werke.

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Pieter Bruegel der Ältere (1525-1569): das Pajottenland

Wenn Sie durch das idyllische Pajottenland spazieren oder radeln, merken Sie sofort, warum auch Pieter Bruegel der Ältere hier sein Herz verloren hat. Trotz der stark gestiegenen Bebauung und Industrialisierung ist die Agrarregion zwischen Brüssel, Halle und Ninove mit ihren hügeligen Landschaften und lieblichen Bauerndörfern noch immer ein wahres Fest für das Malerauge. Auf dem ausgewiesenen Bruegel-Wanderweg (6,9 km) oder Bruegel-Fahrradweg (38,6 km) kommen Sie sogar an einem Freilichtmuseum mit verschiedenen Tafeln vorbei, die Reproduktionen seiner Werke zeigen. Sie wurden von der schönen, pastoralen Umgebung nahe Bruegels Wohnort inspiriert: Brüssel. Bemerken Sie manchmal etwas Seltsames an den Landschaften, die er malte? Das ist möglich. Pieter Bruegel war nämlich ein „Photoshopper“, lange, bevor man von so etwas auch nur träumen konnte: Von seinen vielen Reisen durch Italien nahm er eine Vielzahl an visuellen Erinnerungen mit, die er später in seinen Gemälden verarbeitete. Seine Werke sind also oft eine flämisch-italienische Interpretation der Pajotten-Landschaft.

Hier und da in der Region rund um Dilbeek, in eben diesem Pajottenland, kommen Sie an alten Schlössern, Mühlen und Brauereien vorbei, die Sie im Handumdrehen in Bruegels Universum versetzen. Achten Sie vor allem auf diese bruegelsche Sehenswürdigkeiten:

  • Wenn Sie an der Kapelle von Sint-Anna-Pede vorbeigehen, wird Ihnen die Ähnlichkeit mit der Kirche auf dem Gemälde „Die Parabel der Blinden“ bestimmt nicht entgehen.
  • Die restaurierte Wassermühle von Sint-Gertrudis-Pede soll auf dem Gemälde „Die Elster auf dem Galgen“ zu sehen sein, allerdings in einer Version aus dem 16. Jahrhundert.
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Peter Paul Rubens (1577-1640): das Zennetal

Wer an Peter Paul Rubens denkt, sieht vor allem üppige Frauen vor sich und denkt deshalb nicht gleich an die reizvollen Landschaften, die er in den letzten Jahren seines Lebens malte. Zu diesem Zeitpunkt lebte er nicht mehr in Antwerpen, sondern hatte sich in sein Landhaus in Elewijt in der Provinz Flämisch-Brabant zurückgezogen, damals als „Het Steen“ („Der Stein“), heute aber als Rubensschloss bekannt. Näher bei der Natur und in Gesellschaft seiner zweiten Frau Hélène Fourment genießt er die Liebe und das Leben in vollen Zügen, und das merkt man an der sanfteren Atmosphäre seiner späteren Werke auch. Die beeindruckende Schlossdomäne in diesem kleinen Dorf im Zennetal sollte ihn zu einer Reihe schöner Landschaftsmalereien inspirieren.

Herbstlandschaft mit Blick auf Het Steen“ ist ohne Zweifel das bekannteste Werk, das die Kunstgeschichte nachhaltig prägte und den Weg für viele spätere Landschaftsmaler ebnete. Die Hauptrolle in diesem Gemälde spielt die üppige Natur der weiten, leicht hügeligen Landschaft des Zennetals rund um das Schloss, das von einer herbstlichen Morgensonne subtil beschienen wird. Die Holzbrücke über den Barebeek in Elewijt kann man noch heute finden, und auch das Schloss selbst weist noch viele Ähnlichkeiten mit dem heutigen Rubensschloss auf – obwohl Rubens ebenso wie seine Zeitgenossen gern eine Mischung aus Realismus und Idealismus kreierte.

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Hubert (ca. 1366-1426) und Jan van Eyck (ca. 1390-1441): das Maastal

Natürlich kennen wir die Gebrüder van Eyck in erster Linie dank des „Lamm Gottes“, das durch den Diebstahl zweier Tafeln im Jahr 1934 eine besondere Bekanntheit erlangte („Die gerechten Richter“ ist übrigens bis heute immer noch spurlos verschwunden). Worin sich die Brüder aber vor allem auszeichneten, war ihre äußerst detaillierte Darstellung der Wirklichkeit – in der Malerei als „Naturalismus“ bezeichnet. Schauen Sie sich die mittlere Tafel des berühmten „Lamm Gottes“ an, wo sie jeden Grashalm, jede Blume und jedes Blatt an jedem Strauch mit einer solchen Genauigkeit zum Leben erwecken, dass man sie fast berühren kann. Ob die Gebrüder van Eyck selbst stundenlang mit einem Skizzenbuch in der Natur verbracht haben, um diese bis ins kleinste Detail zu beobachten, ist nicht bekannt. Auch wenn es fast nicht anders sein kann, denn das allgemeine botanische Wissen war zu dieser Zeit noch recht begrenzt. Sie waren also auf ihre eigenen Recherchen angewiesen.

Forscher, die die mittlere Tafel des Meisterwerks unter die Lupe nahmen, entdeckten über 75 verschiedene Blumen, Pflanzen und Bäume mit jeweils eigener symbolischer Bedeutung im Hintergrund. Hier und da sieht man exotische Flora wie Zypressen und Orangenbäume, aber der Großteil der Vegetation in diesem paradiesischen Garten stammt sehr wohl von heimischem Boden. So entdecken Sie einige typische, eher alltägliche Pflanzen wie Gänseblümchen, Veilchen, Kleeblätter und Maiglöckchen. Aber es sind auch einige Arten dabei, die speziell in der Region um Maaseik – der Heimat von Jan und Hubert van Eyck – zahlreicher vertreten waren als im Rest von Flandern, zum Beispiel wohlriechender Salomonsiegel und Knöllchen-Steinbrech. Obwohl der Garten des „Lamm Gottes“ aus einem „Potpourri“ der Vegetation aller möglichen Regionen besteht, lässt sich sagen, dass in dieser blühenden Mischung auch eine Prise Maastal verarbeitet ist!

Sie sehen also, unsere flämischen Meister drückten nicht nur den flämischen Kunststädten ihren Stempel auf, sondern zogen auch hinaus aufs Land. Die zahlreichen unberührten Naturperlen in Flandern sind ganz sicher einen Besuch wert. Haben wir mit diesen wissenswerten Informationen Ihr Interesse an unseren flämischen Meistern geweckt? Sie können Jan van Eyck, Peter Paul Rubens und Pieter Bruegel jetzt noch besser kennenlernen.

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