Geschichte

Flanders-Fields-history ©Memorial Museum Passchendaele 1917
Am 4. August 1914 marschierte das deutsche Heer in Belgien ein. Die Deutschen forderten König Albert auf, ihnen freien Durchmarsch durch das Land zu gewähren, damit sie die Franzosen von hinten angreifen und besiegen konnten. Der König weigerte sich, und so wurde der berühmte Schlieffenplan in Kraft gesetzt, um den Willen des deutschen Militärs mit Gewalt durchzusetzen. Am 12. August 1914 versuchten Ulanen des deutschen Reiterheeres (mit Lanzen bewaffnete leichte Kavallerie), eine starke belgische Stellung in Halen (Provinz Limburg) mit bloßen Schwertern anzugreifen.

Der Weg zu den Schlachtfeldern Flanderns

Der deutsche Vormarsch ging nun langsamer voran, als es sich das deutsche Oberkommando ursprünglich erhofft hatte. An einigen Orten schien es den Deutschen, als würden sie von „Zivilisten“ erschossen. Wegen der häufig unvollständigen Uniform der Gendarmerie waren die Soldaten tatsächlich schwer zu erkennen. Als Vergeltung wurde in Dinant, Aarschot und Louvain eine große Zahl von Zivilisten hingerichtet.

In Leuven wurden außerdem 2.000 Häuser niedergebrannt, zusammen mit der großartigen Universitätsbibliothek. Die Befestigung von Antwerpen fiel im Oktober 1914. Nach dem Fall der Stadt zogen sich die erschöpften Truppen der geschwächten Belgischen Armee hinter die Linie am Fluss Yzer zurück.

German troops in Antwerp

Erste Schlacht von Ypern (19. Oktober - 22. November 1914)

Flooding-of-the-Yzer

Nachdem der deutsche Vormarsch durch Belgien und Ostfrankreich durch einen Sieg der Alliierten in der Schlacht an der Marne im späten September 1914 gestoppt wurde, begann der "Wettlauf zum Meer".

Die erste Schlacht von Ypern fand zu einem entscheidenden Punkt bei diesem Wettlauf statt, als jede Seite versuchte die Nord- und Westflügel der anderen Seite zu umgehen und so den Konflikt bis an das Ufer der belgischen Nordsee trieb. Im Oktober startete die deutsche Armee eine Offensive, um die alliierten Linien zu durchbrechen und Ypern sowie die Straßen zu den Kanalhäfen einzunehmen, womit man den Zugang zur Nordsee kontrollieren wollte. Allerdings wurde der deutsche Vormarsch mit der Flutung der Yser Ebene durch die vorsätzliche Öffnung der Schleusen in Veurne-Ambacht, Nieuwpoort durch die belgischen Armee zum Stillstand gebracht.

Das Fluten erhöhte den Wasserstand zwischen der Yser und dem Bahndamm bei Nieuwpoort-Diksmuide, wodurch die Schlacht zum Stillstand gebracht wurde. Zeitgleich verhinderten Briten und französische Verstärkungen erfolgreich einen deutschen Durchbruch bei Ypern im Süden.

Die erste Schlacht von Ypern dauerte noch bis November, als die Ankunft des strengen Winters die Feindseligkeiten unterbrach. Am Ende gelang es den Alliierten einen ausgeprägten Bogen, den Ypern Bogen, zu halten, der sich 10 km in die deutschen Linien erstreckte, während die Deutschen einen höher gelengenen Ring besetzten, der die Stadt überblickte. Beide Armeen hatten befestigte Schützengräben während ihrer Manöver angelegt und gruben sich entlang der Westfront ein. Dies ließ den Wettlauf zum Meer zu einem Stellungskrieg mit Grabenkämpfen werden, der den Ersten Weltkrieg für die kommenden Jahre dominierte.

Zweite Schlacht von Ypern (22. April - 25. Mai)

Die zweite Schlacht von Ypern begann am 22. April 1915 mit einem deutschen Überraschungsangriff und dem ersten Einsatz von Chlorgas an der Westfront.

Das Giftgas hatte eine verheerende Wirkung auf die alliierten Truppen und tötete Tausende von Soldaten innerhalb von Minuten, während andere erblindeten oder zu einem langsamen Tod verurteilt wurden. Die Alliierten waren gezwungen, sich mehrere Kilometer zurückzuziehen. Aber auch die Deutschen wurden, ebenso wie die alliierten Truppen, von der verheerenden Wirkung des Gases überrascht und konnten deshalb nicht den vollen Nutzen aus der Situation ziehen. So kam es zu keinem entscheidenden Durchbruch. Die Kämpfe waren heftig und dehnten sich in Richtung Süden zu dem künstlichen "Hügel 60" aus, der 60 Meter über dem Meeresspiegel südöstlich von Ypern liegt.

Die Briten beschlossen, diese strategisch wichtige Position durch einen unterirdischen Minenkrieg zurückzuerobern. Am 17. April 1915 explodierten fünf Minen unter der deutschen Position, die buchstäblich die Spitze des Hügels wegsprengten.

Die Kämpfe der zweiten Schlacht von Ypern kam durch die Kontrolle des Hügels durch die Briten zum Erliegen. In der Folge gab die deutsche Armee ihre Versuche auf, die Stadt einzunehmen und entschloss sich Ypern durch ständiges Bombardement in Schutt und Asche zu verwandeln. Obwohl von den Alliierten als barbarisch verurteilt, verwendeten die Briten später Gas bei ihrem Angriff auf Loos im September 1915. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatten alle Seiten Giftgas als Massenvernichtungswaffe umfangreich eingesetzt.

second-battle-of-ypres-gas-attack

Dritte Schlacht von Ypern (31. Juli - 10. November 1917)

Passchendaele-battlefield

Im Jahr 1917 planten die britischen Streitkräfte die Eisenbahnstrecke, die hinter den deutschen Linien verlief, einzunehmen, um zur deutschen U-Boot-Basis in Brügge vorstoßen zu können. Zu dieser Zeit des Krieges war der deutsche U-Boot-Krieg noch intensiver geworden und trieb Großbritannien an den Rand der Niederlage.

Diese große britischen Offensive läutete den Beginn der dritten Schlacht von Ypern ein. Als Teil des Angriffsplans wurden 19 Minen unter den deutschen Linien in Messines Ridge gezündet. Die Explosionen konnten sogar noch im weit entfernten London gehört werden (Schlacht von Messines).
Dennoch machten der durch häufigen Regen schlammige Boden und die stark befestigten deutschen Verteidigungslinien, die den Bogen von Ypern einschlossen, einen Vorstoss der Alliierten unmöglich.

Die folgende "Schlacht von Passchendaele", die mit der Einnahme des Dorfs von Passchendaele endete, dehnte den Bogen lediglich um 8 Kilometer aus forderte aber 400.000 tote, verwundete und vermisste Soldaten allein auf der britischen Seite.
Während der dritten Schlacht von Ypern setzten die deutschen Truppen erstmals Senfgas anstelle von Chlorgas ein. Es wurde auch "Yperite" genannt, benannt nach der Stadt Ypern, wo es zum ersten Mal verwendet wurde. Es verursachte Blasen auf der Haut, Augen und Lungen und tötete Tausende von Soldaten auf sehr schmerzhafte und langsame Weise.

Die Tragödie für die alliierten Armeen, die so zahlreiche Verluste zu verzeichnen hatten, bestand darin, dass nur wenige Monate später der in der dritten Schlacht von Ypern gewonnene Boden an die Deutschen während der Frühjahrsoffensive im Jahr 1918 wieder verloren ging.

Deutsche Frühjahrsoffensive (April 1918)

Im Frühjahr 1918 wurden die Deutschen durch das Eintreffen frischer Divisionen von der Ostfront gestärkt, wo die Oktoberrevolution von 1917 zum Rückzug Russlands aus dem Krieg geführt hatte.

Währen der Schlacht von Merkem am 17. April 1918 musste die Belgische Armee einem heftigen Angriff der Deutschen standhalten. Diese wurden jedoch bis zum Einbruch der Nacht in ihre ursprünglichen Stellungen zurückgedrängt. In der Schlacht um den Kemmelberg gerieten besonders die Franzosen sehr in Bedrängnis. Am 25. April verloren sie diesen strategisch wichtigen Hügel an die Deutschen, und Ypern wurde beinahe eingenommen.

German-troops-marching

Die Schlussoffensive (28. September – 11. November 1918)

Cemetery-in-Houthulst-forest

Mittlerweile waren die deutschen Reserven erschöpft, und die Amerikaner kamen jetzt in Scharen an der Westfront an. In Deutschland selbst begann die Heimatfront zu zerfallen. Vom 28. September bis zum Waffenstillstand am 11. November drängte eine Serie von Angriffen der Alliierten die Deutschen bis zum Fluss Schelde zurück.

Am Samstag, dem 28. September 1918, griff die Belgische Armee die Befestigung im Houthulster Wald an (Schlacht vom Houthulster Wald). Fast jede belgische Einheit war an diesem Angriff beteiligt und wurde von der Zweiten Britischen Armee und mehreren französischen Divisionen unterstützt. Am Ende des ersten Tages war es den Belgiern gelungen, die deutschen Linien auf einer Front einzunehmen, die 18 Kilometer lang und sechs Kilometer breit war.

Der Waffenstillstand vom 11. November 1918

Anfang November wurde in einem Eisenbahnwagen nahe der französischen Stadt Compiègne ein Waffenstillstand unterzeichnet. Der Erste Weltkrieg endete schließlich um 11 Uhr am Morgen des 11. November 1918.

Celebrating armistice

Der Wiederaufbau (1919 – 1967)

Cloth-Hall-ypres-in-ruins.

Nach dem Krieg kehrten die meisten Flüchtlinge nach Hause zurück, Ruinen wurden abgetragen, und die Schlachtfelder wurden geräumt. Die alten Häuser und Denkmäler wurden nach und nach wiederaufgebaut. Das Nieuwerck – ein Anbau der Tuchhalle in Ypern, der heute als Teil des Rathauses dient – wurde erst 1967 fertiggestellt.

Die Reise zu den Flanders Fields: ein Ort der Erinnerung

In den vier schrecklichen Jahren des Ersten Weltkriegs kämpften Hunderttausende von Soldaten in den schlammigen, zerschossenen Landschaften, die heute als die Flanders Fields bekannt sind. Noch heute ruhen Tausende dieser Männer in den Flanders Fields in Belgien, weit entfernt von den Heimatländern, in denen sie aufgewachsen sind. Gedacht wird ihnen durch die Denkmäler, Friedhöfe und Lernorte, mit denen an ihr Opfer erinnert wird.

Tyne Cot Cemetery ©Westtoer