Flandern: ein reichhaltiges Kulturerbe

Bruges beguinage
Flandern ist so reich an Kultur wie das Meer tief ist. Auf unserem kleinen Stück Land stolpern Sie förmlich über die von der UNESCO anerkannten Schätze. Sie können aber auch weniger bekannte Perlen entdecken. Machen Sie einen kurzen Spaziergang vorbei an einigen Highlights der flämischen Kunststädte Antwerpen, Brügge, Brüssel, Gent, Leuven und Mechelen.
Gruuthusemuseum Bruges

Alles UNESCO-Kulturerbe

Beim Thema Kulturerbe kommt man um Brügge nicht herum. Der beeindruckende Markt mit den historischen Fassaden, die gewundenen mittelalterlichen Gassen und Kanäle, der Belfried, die Kathedrale, die unzähligen Meisterwerke altniederländischer Malerei ... Die Liste ist schier endlos. Eigentlich ist es logisch, dass die UNESCO das gesamte historische Zentrum als Weltkulturerbe anerkannt hat. Ein Spaziergang durch die gewundenen Gassen von Brügge führt Sie von einer Überraschung zur nächsten.

Doch Brügge hat noch viel mehr als ein schönes Stadtzentrum zu bieten. Das historische Café Vlissinghe ist dafür ein herausragendes Beispiel. Die Gaststätte ist über 500 Jahre alt und gibt den Durstigen immer noch zu trinken. Während Sie sich von innen stärken, können Sie die zahlreichen historischen Gemälde, Fotos und Dokumente an den Wänden bewundern.

Ghent Altarpiece Lam Gods

Das Lamm Gottes und der vierte Turm

Das Lamm Gottes der Gebrüder Van Eyck ist einer der größten Kunstschätze der Welt. Der ikonenhafte Wandelaltar wurde 1432 in der St.-Bavo-Kathedrale in Gent enthüllt. Seitdem berührt das Meisterwerk unzählige Herzen mit seiner unvergleichlichen Schönheit. Dort prangt es heute noch. Nach einer akribischen Renovierung kommen die ursprüngliche Pracht, der Farbenreichtum und die nuancierte Kombination von Licht und Schatten mehr denn je zur Geltung. Und das alles in einer originellen, historischen Umgebung.

Ein kleiner Spaziergang führt Sie von der Kathedrale zu einem anderen, weniger bekannten Juwel von Gent, dem Bücherturm. . Das berühmte Bauwerk des Jungendstilpioniers Henry van de Velde dient seit langem als Bibliothek der Universität Gent und beherbergt mehr als drei Millionen Bücher. Dieser moderne Riese wird auch vierter Turm von Gent genannt, neben der Sint-Niklaaskerk, dem Belfried und der St.-Bavo-Kathedrale.

Groenplaats Antwerpen ©Sigrid Spinnox

Rubens, Rubens und nochmal Rubens

Peter Paul Rubens ist einer der größten Künstler aller Zeiten. Der Antwerpener ist das Aushängeschild des Barock, der Kunstrichtung, die die Stadt bis heute prägt. Die vielen barocken Gebäude und zahlreichen Meisterwerke erinnern an das Goldene Zeitalter in Antwerpen. Der Einfluss von Rubens auf diese Zeit sollte nicht unterschätzt werden. Daher legt Antwerpen großen Wert darauf, den Meister zu ehren. Im Rubenshaus, in dem Rubens früher lebte und arbeitete, können Sie seine Werke genauso bewundern wie im Museum Plantin-Moretus. Auch in der Liebfrauenkathedrale – an sich schon ein bemerkenswertes Kulturerbe – können Sie einige seiner Meisterwerke entdecken.

Ein nicht so bekannter Ort mit einer erstaunlichen Sammlung ist die St. Pauluskirche. In der ehemaligen Klosterkirche aus dem 17. Jahrhundert finden Sie wunderschöne Barockaltäre, über 200 Skulpturen und mehr als 50 Gemälde, darunter Meisterwerke von Rubens, Jacob Jordaens und Anthony van Dyck.

Town Hall Leuven

Gotische „Hall of Fame“ und lauter nette Tiere

Leuven beweist mit Verve, dass gotische Architektur auch spielerisch sein kann. Die Fassade des legendären Rathauses, ein beeindruckendes spätgotisches Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, ist mit nicht weniger als 236 Statuen bedeutender Persönlichkeiten aus der Geschichte Leuvens verziert und ist damit eine Art Vorläufer der „Hall of Fame“ mit Dutzenden bunten Fahnen. Ein in seiner Art einzigartiges Gebäude.

Dennoch gilt es hier auch weniger bekannte Perlen zu entdecken, wie etwa das Zoologische Institut der Königlichen Universität Leuven (KUL). Sie finden hier über 5000 präparierte Tiere, vom Grönlandwal über die amerikanische Wandertaube bis hin zum ausgestorbenen Coelacanth, einem so genannten Quastenflosser. Dieses besondere Kulturerbe ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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Beginen und Burgunder

Einst waren sie Wohnort der – vielleicht – allerersten Feministinnen. Noch heute strahlen sie Ruhe und Besinnung aus: die flämischen Beginenhöfe. Seit dem 12. Jahrhundert sind dies die Heimat von Beginen, unverheirateten Frauen, die ihr Leben Gott gewidmet haben. Auch in Mechelen befindet sich solch ein herrlicher Großer Beginenhof mit einem ganz einzigartigen Charakter. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der ursprüngliche Beginenhof während des Bildersturms zerstört. Die Beginen zogen an einen neuen Ort innerhalb der Stadtmauern um. Wenn Sie durch das stattliche Eingangstor hineingehen, betreten Sie eine Oase der Ruhe inmitten der urbanen Betriebsamkeit.

Neben Beginenhöfen, Kirchen und einer Kathedrale finden Sie in Mechelen auch viele großzügige Herrenhäuser und Residenzen. Ein schönes Beispiel dafür ist der Hof van Busleyden, ein würdevoller Stadtpalast aus dem 16. Jahrhundert im Herzen der Stadt. Dieser prächtige Stadtpalast aus der Renaissance katapultiert Sie in die Zeit der „Mechelner“ Großen wie Hieronymus von Busleyden, Erasmus und Thomas More zurück.

city hall at grand place Brussels

Flamboyantes Rathaus und zeitgenössische Kunst

Der bildhafte Grote Markt von Brüssel ist nur eines der vielen Highlights in der Hauptstadt. Der stattliche Platz ist ein echtes Kulturerbe. Blickfänger ist das flamboyante gotische Rathaus mit seinem monumentalen Turm aus dem frühen 15. Jahrhundert. Auch um dieses berühmte Bauwerk herum entdecken Sie architektonische Pracht und Herrlichkeit. Die goldenen und dekorativen Elemente, die die umliegenden Zunfthäuser im Sonnenlicht erstrahlen lassen, sind dafür perfekte Beispiele.

Brüssel ist ein Beispiel par excellence für eine Stadt, in der sich Geschichte und Gegenwart die Hand reichen. Kanal, das neue Museum für zeitgenössische Kunst, ist der beste Beweis dafür. Das nagelneue Museum wird in eine ehemalige, modernistische Autowerkstatt umziehen. Dort wird bald die Brüsseler Niederlassung des ruhmreichen Centre Pompidou zu finden sein. Bis dahin werden Sonderausstellungen gezeigt, doch schon bald wird das Kunsthaus eine eigene Sammlung zeitgenössischer Kunst präsentieren. Schon allein aus architektonischer Sicht ist es einen Besuch wert.

 

In Flandern sehen, riechen, fühlen und schmecken Sie die Jahrhunderte alte Geschichte und zugleich wird am Kulturerbe von morgen gearbeitet. Entdecken Sie beides schon heute auf einem Spaziergang durch die herrlichen flämischen Kunststädte.

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