Joke Michiel
Nachhaltige Gastronomie und nachhaltige Personalpolitik
Fokus auf Persönlichkeit und Wertschätzung
So weiß das Personal von Souvenir genau, wann der Arbeitstag endet, es arbeitet nach einem festen Dienstplan. „Gäste können nach dem Essen nicht endlos hockenbleiben. Wenn sie nach unserer Schließungszeit weitertrinken wollen, verweisen wir sie gern an einige nette Bars in der Nachbarschaft. Manchmal wundern sich die Leute, aber wenn wir ihnen erklären, dass wir unsere Mitarbeitenden nicht endlose Schichten schieben lassen wollen, zeigen sie meistens Verständnis. Ich sehe darin eine Form der Sensibilisierung.“ So ändert sich auch die Mentalität der Kunden. „Wir brauchen dringend mehr Respekt für Menschen, die in Restaurants arbeiten. Allzu oft denken die Leute, jemand arbeite in einem Restaurant, ‚weil er oder sie nichts Besseres gelernt hat‘. Dabei erfordert dieser Beruf viel Wissen. So ist ein Sommelier nicht nur Experte für Geschmack, sondern auch für Geografie und Chemie. Wir bringen viel von unserer Persönlichkeit in die Arbeit ein, das verdient mehr Wertschätzung.“ Wenn Kunden ihr Personal schlecht behandeln, ist Joke Michiel unerbittlich. „Bei einer sexuellen oder rassistischen Anspielung greife ich sofort ein. Meine Leute müssen sich schließlich in meinem Restaurant sicher fühlen. Ja, ich habe sogar schon einmal Gäste mitten im Menü vor die Tür gesetzt. Wenn es zu weit geht, verliere ich lieber die Einnahmen, als die gute Stimmung im Team zu gefährden.“
Zusammenarbeit ohne Machtverhältnis
Auch Auszubildende werden bei Souvenir als gleichwertige Teammitglieder behandelt. „Wir lassen Menschen während der Ausbildung nicht tagelang Gemüse putzen. Sie kommen zum Lernen, wir sorgen dafür, dass sie alle Facetten der Küche kennen lernen. Innerhalb des Teams gibt es keine Hierarchie. Ich will nicht, dass sich jemand über andere stellt. Wir arbeiten zusammen, um dem Kunden die bestmögliche Erfahrung zu verschaffen, dabei helfen Machtverhältnisse nicht.“
Personalmangel ist ein großes Problem im Gastgewerbe. Michiel sieht das selbstkritisch: „Sie müssen sich die Frage stellen: Bin ich Teil des Problems oder möchte ich Teil der Lösung sein? Es ist noch ein Tabu, darüber zu sprechen; lieber halten wir uns diesbezüglich bedeckt. Das ist für mich eine große Herausforderung. Ich möchte mein Wissen mit einer neuen Gastronomengeneration teilen. Wenn Sie die Regeln richtig anwenden, können Sie mit einem zufriedenen Team, das stolz auf seinen Job ist, ein rentables Geschäft haben.“
Sternerestaurant mit Work-Life-Balance
"Es bleibt noch viel zu tun, aber ich habe Lust, weiter daran zu arbeiten. Das kann unserer Branche nur guttun."